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Ratgeber zum Thema Inkontinenz - Ursachen und Behandlung

Inkontinenz ist immer noch ein Tabuthema, obwohl etwa ein Zehntel der Deutschen darunter leiden. Dabei ist dieses Unvermögen, Urin (selten Stuhl) kontrolliert zu halten, keine Alterserscheinung, denn auch junge Menschen können betroffen sein.

Aus Scham gehen die wenigsten zum Arzt. Meistens wird still gelitten und häufig weiß noch nicht einmal der Partner von dem Problem der umgangsprachlich genannten Blasenschwäche. Es gibt jedoch Hilfen und Behandlungsmöglichkeiten für Inkontinenz.
Harninkontinenz

Die Harninkontinenz wird in in fünf Formen unterteilt:

Dranginkontinenz
Belastungsinkontinenz
Überlaufinkontinenz
Reflexinkontinenz
Extraurethrale Inkontinenz


Mit Dranginkontinenz wird ein schwallartiger Harnabgang bezeichnet, unter denen die Betroffenen manchmal mehrmals in der Stunde leiden. Dies verläuft so schnell, dass die Betroffenen es nicht mehr schaffen, zur Toilette zu gehen. Die Blase ist jedoch nicht voll.

Bei der Belastungsinkontinenz wurde davon ausgegangen, dass der Urinverlust durch psychischen Stress entsteht. Richtig ist aber, dass bei dieser Form der Harn durch eine körperliche Belastung, beispielsweise durch Tragen, Heben oder Husten, nicht gehalten werden kann. Bevor es zum unwillkürlichen Harnverlust kommt, spüren die Betroffenen jedoch keinen Harndrang. Ist diese Form sehr ausgeprägt, geht der Urin auch beim Liegen oder Stehen ab. Von der Belastungsinkontinenz sind mehr Frauen als Männer betroffen.

Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blase voll und es fließt ständig etwas Harn ab. Manche Betroffene spüren zudem andauernd einen Harndrang.

Betroffene einer Reflexinkontinenz spüren nicht, wann die Blase entleert werden muss. Somit entleert sich die Blase selbst, wobei sie sich nicht immer komplett entleert.

Der Harnverlust bei der extraurethralen Inkontinenz geschieht nicht durch die Harnwege, sondern über eine Fistel, die einen Verbindungskanal zwischen beispielsweise Blase und Darm oder Blase und Scheide darstellt.
Ursachen einer Harninkontinenz

Um die Ursachen verstehen zu können, muss man wisen, wie das Speichern und Entleeren der Blase funktioniert. Um Urin speichern zu können, entspannt sich der Blasenmuskel, sodas sich die Blase weiten kann. Der Schließmuskel ist hingegen angespannt, um den direkten Abfluss des Urins zu verhindern. Ist die Blase voll, spannt sich der Blasenmuskel an und gleichzeitig entspannt sich der Schließmuskel. Nun kann der Urin abfließen.

Bei einer Inkontinenz ist diese Funktion gestört und die Ursachen sind je nach Inkontinenzform unterschiedlich:

Wenn die Blase voll ist, wird an das Gehirn ein Signal übertragen. Bei der Dranginkontinenz wird dieses Signal zu früh übertragen. Das heißt, die Blase ist noch gar nicht voll. Diese fehlerhafte Signalübertragung kann durch neurologische Krankheiten, Operationen, psychische Gründe, Diabetes oder einer dauernden Blasenreizung entstehen.
Eine Schädigung des Verschlussmechnismus zwischen der Harnröhre und dem Blasenhals ist der Grund für den Harnverlust bei der Belastungsinkontinenz. Dieser Mechanismus kann durch Unfälle, Operationen oder einen Blasenvorfall geschädigt werden. Bei Frauen liegt die Ursache häufig in einer Entbindung oder Schwangerschaft, da dadurch der Beckenboden belastet wird. Andere Gründe bei Frauen sind Gebärmuttersenkung und Hormonveränderungen.Das Risiko für eine Belastungsinkontinenz wird durch zu wenig Bewegung, Übergewicht, häufig schweres Heben oder Tragen und chronischen Husten erhöht.
Der Harnverlust bei einer Überlaufinkontinenz wird durch ein Hindernis am Blasenausgang (beispielsweise durch eine vergrößerte Prostata oder eine Gebärmuttersenkung) oder durch einen unteraktiven Blasenmuskel verursacht.
Bei der Reflexinkontinenz funktioniert die Koordination von Schließmuskel und Blase aufgrund Nervenstörungen nicht mehr. Dies kann durch neurologische Krankheiten oder einer Verletzung am Rückenmark ausgelöst werden.
Die extraurethrale Inkontinenz ist in den meisten Fällen angeboren.

Behandlungsmöglichkeiten einer Harninkontinenz

Die Therapie einer Harninkontinenz richtet sich nach der Ursache, wobei folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen:

Mit einem Beckenbodentraining lässt sich vor allem die Belastungsinkontinenz gut behandeln. Die Beckenbodenmuskeln werden gestärkt und der Betroffene lernt, wie die Belastung auf den Beckenboden reduziert werden kann. Patienten werden zunächst angeleitet und können die Beckenbodengymnastik auch zuhause durchführen.
In Absprache mit dem Arzt kann ein Toilettentraining hilfreich sein. Dabei lernt der Betroffene, feste Toilettenzeiten zu beachten und seine Trinkmenge entsprechend anzupassen.
Mit einer Elektrotherapie können die Beckenmuskeln trainiert werden. Dies geschieht durch elektrische Impulse, wobei die Behandlung schmerzfrei ist.
Liegt die Ursache für die Inkontinenz in einem Östrogenmangel, werden Hormongaben verabreicht.
Die beiden Formen Dranginkontinenz und Überlaufinkontinenz können mit Medikamenten behandelt werden.

Manche Formen der Inkontinenz müssen operativ therapiert werden. Auch wenn andere Behandlungsmöglichkeiten keinen Erfolg erzielten, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Liegt der Grund für den Harnverlust in einer vergrößerten Prostata oder bei der extraurethralen Inkontinenz, muss operiert werden. Ebenso können ein künstlicher Schließmuskel, eine adjustierbare Schlinge oder ein Implantat eingesetzt werden. In manchen Fällen lässt sich die Harnröhre mit Silikon oder Kollagen umspritzen. Zudem besteht die Option eines Blasenschrittmachers.
Was kann man selbst gegen Harninkontinenz tun?

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die den Umgang mit der Harninkontinenz erleichtern. Zum Beispiel stehen wasserdichte Auflagen für das Bett, spezielle Slips oder Binden zur Verfügung. Für Männer besteht die Option eines Kondom-Urinales.

Zudem können Betroffene lernen, weder zu selten noch zu häufig auf Toilette zu gehen. Wird zu selten auf Toilette gegangen, steigt das Risiko einer Funktionsstörung an, weil der Blasenmuskel permanent überdehnt wird. Menschen, die zu häufig ihre Blase entleeren, gewöhnen ihre Blase daran, immer wieder kleine Harnmengen abzugeben. Die Blase ist dann irgendwann nicht mehr zur Speicherung einer größeren Urinmenge fähig.

Die meisten Betroffenen trinken zu wenig und möchten damit einen Harnverlust verhindern. Dadurch wird jedoch der Harn konzentrierter und es kommt zu einem verstärkten Harndrang. Deshalb sollte ausreichend getrunken werden, das heißt mindestens 1,5 Liter täglich.

Wer an Übergewicht leidet, sollte eine Gewichtsreduktion anstreben, denn zu viel Körpergewicht stellt eine Belastung für Blase und Beckenboden dar.

Betroffene sollten lernen, über ihr Problem zu reden, denn damit wird die psychische Belastung reduziert. Dies kann beispielsweise in Internetforen geschehen und dort sind ebenfalls hilfreiche Tipps zu erhalten. Da in Online-Communitys nicht mit dem eigenen Namen aufgetreten werden muss, fällt es vielen Betroffenen leichter, endlich einmal über die Inkontinenz zu sprechen.
Stuhlinkontinenz

Bei der Stuhlinkontinenz sind die Betroffenen nicht in der Lage, Darmgase und Darminhalt zu halten. Dabei gibt es drei Stadien von Stuhlinkontinenz:

Bei der Teilinkontinenz ersten Grades kommt es zu unwillkürlichem Abgang von Darmgasen und bei Belastung gelegentlich zu Stuhlschmieren.
Bei der Teilinkontinenz zweiten Grades sind die Betroffenen nicht in der Lage dünnen Stuhlgang und Darmgase zurückzuhalten.
Bei der Totalinkontinenz liegt ein totaler Kontrollverlust vor. Das heißt, es kommt zu permanentem Stuhlschmieren und ebenso kann fester Stuhlgang nicht gehalten werden.

Formen einer Stuhlinkontinenz

Auch bei der Stuhlinkontinenz gibt es verschiedene Arten:

Stuhlentleerungsstörung
Sensorische Stuhlinkontinenz
Inkontinenz aufgrund einer Störung der rektalen Speicherfunktion
Muskuläre Stuhlinkontinenz
Neurogene Inkontinenz

Bei der Stuhlentleerungsstörung entleert sich der Darm nicht komplett, sondern ein Teil des Stuhls bleibt dauerhaft im Mastdarm und drückt auf den Schließmuskelapparat. Dadurch gehen unwillkürlich kleine Stuhlgangmengen ab.

Bei der sensorischen Stuhlinkontinenz ist die Wahrnehmungssensibilität der Schleimhaut im Analkanal gestört.

Der Mastdarm kann nicht mehr die normale Menge an Stuhl speichern, wenn die rektale Reservoirfunktion gestört ist.

Bei der muskulären Stuhlinkontinenz handelt es sich um eine Schwäche des Schließmuskels.

Die neurogene Inkontinenz hat ihre Ursache in einer Funktionsstörung im Gehirn oder im Rückenmark.
Ursachen einer Stuhlinkontinenz

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Stuhlinkontinenz:

Eine sensorische Störung kann durch Hämorrhoiden, Dickdarmentzündung, Diarrhoe oder durch eine vorgestülpte Darmschleimhaut entstehen.
Es kann durch chronische Verstopfung, Abszesse, Fistelspaltung, Dammriss, Tumore oder eine Beckenbodensenkung zu einer Überlastung oder einer Funktionsstörung des Schließmuskels kommen. Auch eine angeborene Fehlbildung kann die Ursache für eine muskuläre Inkontinenz sein.
Bei einer neurogenen Inkontinenz liegen die Ursachen in Multiple Sklerose, Querschnittslähmung, Schlaganfall, Morbus Alzheimer oder in einem Gehirntumor.

Weiterhin kann ein Missbrauch von Abführmitteln oder das regelmäßige Einnehmen von Psychopharmaka Grund für eine Stuhlinkontinenz sein. Ebenso können Psychosen eine Inkontinenz verursachen.
Behandlungsmöglichkeiten einer Stuhlinkontinenz

Als Basistherapie ist es bei allen Formen sinnvoll, auf eine ballaststoffreiche Ernährung umzustellen, viel zu trinken und den Beckenboden zu trainieren. Zudem können verschiedene Medikamente die Stuhlkonsistenz beeinflussen. Um unwillkürlichen Stuhlabgang zu verhindern, kann der Darm einmal täglich mit einer Darmausspülung geleert werden. Dies sollte jedoch zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden.

In einigen Fällen hilft ein operativer Eingriff. Zum Beispiel besteht die Option, einen Schrittmacher einzusetzen.
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