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Essstörungen - Ursachen, Symptome und Behandlung

Essstörungen treten in verschiedenen Formen auf, wobei sich die Betroffenen bei allen Arten gedanklich in erster Linie mit dem Essen beschäftigen. Oft leiden die Betroffene nicht nur unter einem gestörten Essverhalten, sondern zudem an einer weiteren psychischen Krankheit.

Essstörungen betreffen Frauen und Männer. Allerdings reden Männer meistens nicht darüber, da eine Essstörung als typisch weibliche Erkrankung gilt. Essstörungen können zwar in jedem Alter auftreten, aber häufig fängt das gestörte Essverhalten in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter an. Neben den klassischen Formen (Magersucht oder Bulimie) haben sich neue Arten von Essstörungen entwickelt, wie die Binge-Eating-Störung und Orthorexie.


Ursachen

Damit sich eine Essstörung entwickeln kann, müssen immer mehrere Faktoren zusammenspielen. Ein wesentlicher Faktor ist das Schönheitsideal der westlichen Welt, denn in den westlichen Nationen treten Essstörungen wesentlich häufiger auf. Dabei spielen die Medien eine entscheidende Rolle, die das Bild von extrem schlanken Menschen propagieren. Auch in der Gesellschaft und im Berufsleben hat sich dieses Image festgesetzt und Menschen, die nicht diesem Schönheitsideal entsprechen, haben es in vielen Bereichen schwerer. Daneben gelten Diäten als hoher Risikofaktor für eine Essstörung.

Es gibt weitere Faktoren, die Einfluss auf die Entwicklung einer Essstörungen nehmen können:

Durch die verändere Frauenrolle befinden sich viele Frauen in einem Konflikt. Neben den traditionellen Rollen der Hausfrau, Ehefrau und Mutter sollen sich Frauen gleichzeitig im Berufsleben behaupten. Viele Frauen fühlen sich durch diese Erwartungen überfordert und reagieren mit einem gestörten Essverhalten.

Oft entwickelt sich eine Essstörung durch gestörte Familienbeziehungen. Es gibt einige Merkmale von Familien, bei denen Magersucht oder Bulimie auftreten. Hinweis: Mit diesen Merkmalen soll nicht gesagt werden, dass damit generell Essstörungen entstehen! Wie oben bereits erwähnt entwickelt sich eine Essstörung immer durch eine Kombination mehrerer Faktoren!

An Magersucht erkrankte Personen wuchsen häufig in Familien mit folgenden Merkmalen auf:

Eltern orientierten sich sehr an Normen und Leistungen
Betroffene wurden als Kind überbehütet
Konflikte wurden vermieden und es galt das Gebot der harmonischen Familie
Die Familie war nicht fähig, Konflikte konstruktiv zu bewältigen
Familienmitglieder waren extrem emotional miteinander verbunden

Die Familienmerkmale von an Bulimie erkrankten Personen sehen folgendermaßen aus:

Konflikte wurden offen, aber heftig ausgetragen, wobei es zu keiner Lösung kam
Die Stärke eines Menschen wurde idealisiert. Das bedeutete, Schwäche zu zeigen war nicht möglich.
Die Orientierung an Normen war teilweise widersprüchlich.
Familienmitglieder neigten zu impulsivem Verhalten.
Intime Grenzen wurden missachtet.

Einige Persönlichkeitsmerkmale erhöhen das Risiko, eine Essstörung zu entwickeln. Dazu gehören ein niedriges Selbstwertgefühl, eine starke Leistungsorientierung, einen niedrigen Frustrationsspielraum und die Orientierung an Schönheitsidealen. Zudem gelten das weibliche Geschlecht und die Pubertät als Risikofaktoren.

Der Verlust einer geliebten Bezugsperson, ein Umzug oder traumatische Erlebnisse wie Vernachlässigung oder sexueller Missbrauch erhöhen ebenso das Risiko, ein gestörtes Essverhalten zu entwickeln.

In eher seltenen Fällen kann eine Dysfunktion des Hypothalamus eine Essstörung bewirken. Dieser Gehirnbereich sorgt für die Regulation von Hunger und Sättigung. Kommt es zu einer gestörten Hormonproduktion, stellt sich entweder Appetitlosigkeit oder Esslust ein. Diese Dysfunktionen können unter anderem durch eine frühkindliche Schädigung des Hirns entstehen.
Symptome

Es gibt einige Merkmale, die bei jeder Form von Essstörung auftreten:

Das gestörte Essverhalten hat nichts mit Sättigung oder Hunger zu tun, sondern hinter dem Essen oder Hungern stecken seelische Probleme, Stress, Langeweile oder Frust.
Die Betroffenen können meistens kein Hunger- oder Sättigungsgefühl wahrnehmen. Ebenso nehmen sie ihren Körper verzerrt wahr.
Für die Betroffenen führt die Nahrungsaufnahme zu keinem Wohlbefinden. Essen ist eng mit Gefühlen wie Schuld, Scham, Ekel, Unzufriedenheit oder Angst verbunden.
Essen und Körpergewicht sind bei den Betroffenen die Hauptlebensthemen, um das sich die Gedanken und das Verhalten drehen und von denen die Gefühle abhängen.
Über das Gewicht und das Essen wollen die Betroffenen Kontrolle ausüben. Dabei tritt jedoch das Gegenteil ein und es kommt zum Kontrollverlust.

Daneben unterscheiden sich die Symptome und das Verhalten je nach Art der Essstörung.
Magersucht (Aneroxie)

Meistens fängt diese Essstörung mit einer Diät in der Pubertät an. Die Betroffenen werden förmlich süchtig nach weiterem Gewichtsverlust, bis es letztlich zu einer psychischen Krankheit führt. Hinter dieser Essstörung steckt meistens der Wunsch, stolz sein zu können und den Selbstwert zu erhöhen. Andere Gründe, die sich hinter dem gestörten Essverhalten verbergen, sind unter anderem das Bedürfnis nach Abgrenzung, Sicherheit, Kontrolle oder Aufmerksamkeit. Die Betroffenen können nicht einsehen, dass sie krank sind. Sie empfinden eine starke Angst davor, wieder an Gewicht zuzunehmen. So nehmen sie stets nur kleine Mengen zu sich und achten auf kalorienarme Lebensmittel. Manchmal versuchen sie auch durch Sport oder Abführmittel Gewicht zu reduzieren. Magersüchtige haben einen BMI unter 17,5 und nehmen ihren Körper verzerrt wahr. Auch wenn sie extrem abgemagert sind, sehen sie ihren Körper als zu dick an.

Körperlich kommt es mit der Zeit zu folgenden Schäden:

Zu niedriger Blutdruck und Puls sowie eine zu niedrige Körpertemperatur
Dauernde Müdigkeit
Konzentrationsprobleme
Zahnausfall und brüchige Haare
Osteoporose

Bei extremer Magersucht schweben die Betroffenen in Lebensgefahr. Unter allen psychischen Krankheiten ist die Sterblichkeitsrate bei der Magersucht am höchsten.
Bulimie

Bulimie wird umgangssprachlich als Ess-Brech-Sucht bezeichnet. Häufig litten die Betroffenen vor der Bulimie an einer Magersucht und bei vielen hat sich die Bulimie durch eine langfristige Diätphase entwickelt. Betroffene werden von Heißhungerattacken überfallen, die jedoch Panik vor einer Gewichtszunahme auslösen. Deshalb wirken die Betroffenen nach den Essattacken auf unterschiedliche Weise der Gewichtszunahme entgegen. In den meisten Fällen erbrechen die Betroffenen ihre aufgenommene Nahrung direkt nach dem Essen. Andere üben exzessiven Sport aus oder nehmen Abführmittel, um das Gewicht zu halten.

Die an Bulimie erkrankten Personen haben in der Regel ein Normalgewicht. Deshalb fällt es dem Umfeld oftmals nicht auf, dass eine Essstörung vorliegt. Enge Freunden oder Familienmitglieder sind häufig erst einmal verwundert über die große Menge, die ein an Bulimie Erkrankter essen kann, ohne an Gewicht zuzunehmen.

Die Betroffenen haben eine extreme Angst vor einer Gewichtszunahme. Diese unkontrollierten Essanfälle und auch das Erbrechen sind meistens ein Ventil für negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Einsamkeit, Stress oder Erschöpfung.

Oftmals wird die Bulimie von Aggressivität, Gereiztheit, sozialem Rückzug und Depressionen begleitet. Durch das ständige Erbrechen werden mit der Zeit Speiseröhre, Magenschleimhaut, Stimmbänder und Zähne geschädigt. Andere Folgeschäden sind Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, Erschöpfung, Nierenschäden und Haarausfall.
Psychogene Adipositas

Von Adipositas wird dann gesprochen, wenn das Übergewicht in einen Bereich gelangt ist, der als belastend und riskant gilt. Die sogenannte psychogene Adipositas ist eine Essstörung, weil Essen als Ersatzmittel benutzt wird. Das heißt, die Betroffenen essen ohne Hungergefühl und auch ohne Gefühl einer Sättigung zur Beruhigung, zum Trost oder aus anderen Gründen, die mit einem mangelnden, seelischen Bedürfnis zu tun haben. Die Nahrungsaufnahme hat sich bei dieser Form einer Essstörung zur Sucht entwickelt.

Die Betroffenen werden jedoch nicht von Essattacken überfallen, sondern das Überessen findet über den Tag hinweg statt. Da sich die Betroffenen für ihr Essverhalten und ihr Körpergewicht schämen, probieren sie immer wieder Diäten aus, die jedoch misslingen.

Bei dieser Art von Essstörung entsteht ein Teufelskreis, aus dem die Betroffenen selten ohne professionelle Hilfe herauskommen: Das Essen dient der Ersatzbefriedigung anderer Bedürfnisse - das Übergewicht führt zu Scham und das Umfeld reagiert abwertend mit Bemerkungen und Blicken - die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück, leiden an depressiven Verstimmungen und Einsamkeit - sie versuchen sich mit Essen zu trösten…
Orthorexia

Bei der Orthorexia handelt es sich um eine relativ neue Essstörung, bei denen es den Betroffenen um gesunde Ernährung geht. Sie achten fanatisch darauf, das Richtige zu essen, sodass sich daraus eine Zwangserkrankung entwickeln kann. So können Betroffene manchmal stundenlang Nährwerttabellen studieren oder den Gehalt von Vitaminen und Mineralstoffen bei Lebensmitteln überprüfen. Die Auswahl der Nahrungsmittel wird sehr eingeschränkt und durch Lebensmittelskandale wir die Liste der "erlaubten" Lebensmittel noch kürzer. Mit der Zeit versuchen die an Orthorexia Erkrankten Nahrungsmittel zu bekommen, die noch ein Stück gesünder sind. Die Qualitätsmerkmale nehmen ständig zu. Demnach gehören zu den Verboten Lebensmittel, die scheinbar Allergien auslösen, zu Krebs führen oder schadstoffbelastet sind.

Gedanken, Verhalten und Sprache werden extrem zwanghaft. Betroffene möchten andere Menschen missionieren und werten das Essverhalten der Mitmenschen ab. Der Genuss bleibt bei diesem, angeblich gesunden, Essen auf der Strecke und auch die sozialen Kontakte reißen mehr und mehr ab. Die Betroffenen zeigen im Verlaufe der Essstörung Untergewicht, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, nachlassende Leistungsfähigkeit und Antriebslosigkeit.

Diese Essstörung wurde offiziell noch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Manche Mediziner sehen in der Orthorexia eine Zwangsstörung. Ebenso können die Betroffenen leicht in eine Magersucht rutschen.
Binge-Eating-Störung

Auch die Binge-Eating-Störung gehört zu den neueren Essstörungen und wird als Form von Esssucht angesehen. Die Betroffenen werden regelmäßig von Essanfällen überfallen und nehmen innerhalb kurzer Zeit extreme Nahrungsmengen zu sich, die oftmals viele Kalorien enthalten. Nach diesen Essanfällen ekeln sich die Betroffenen vor sich selbst und leiden an depressiven Verstimmungen und Schuldgefühlen. Es werden bei der Binge-Eating-Störung jedoch keine Maßnahmen ergriffen, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Dadurch werden die Betroffenen mit der Zeit übergewichtig.

Auch hinter dieser Essstörung stehen seelische Bedürfnisse, sodass die Nahrungsaufnahme eine Ersatzbefriedigung darstellt.
Medikamente und Behandlung

Es stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten für die Behandlung von Essstörungen zur Verfügung. Die Therapieform richtet sich nach dem Schweregrad. Wenn beispielsweise ein lebensbedrohlicher Zustand eingetroffen ist, wird in der Regel stationär behandelt. Neben der Therapie in einer Klinik gibt es die Möglichkeit einer ambulanten Therapie und man kann zwischen Gruppen- und Einzeltherapien wählen.

Ziel jeder Behandlung ist das Erreichen eines normalen und gesunden Körpergewichts. Damit dieses Gewicht erreicht und gehalten werden kann, gehört zur Behandlung von Essstörungen die Psychotherapie dazu. Dort lernen die Betroffenen, welche Bedürfnisse hinter dem gestörten Essverhalten stecken und welche Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft in Betracht kommen. Zudem wird die Wahrnehmung des Körpers nach und nach verändert. Bei Jugendlichen und sehr jungen Erwachsenen wird empfohlen, die Familienmitglieder in die Behandlung einzubeziehen. Zudem werden mögliche Folgeschäden behandelt.

Der Behandlungserfolg hängt zum größten Teil davon ab, ob der Betroffene offen für eine Veränderung ist und den Nutzen darin sieht und ob und welche Erfahrungen er bereits mit Therapien gemacht hat. Ebenso spielt die Familiensituation eine Rolle. Aus diesen Gründen wird immer individuell entschieden, welche Therapie in Frage kommt.
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